Der ultimative Leitfaden für nachhaltiges Einkaufen
Stichwörter: nachhaltige Mode, Upcycling-Mode, Vintage-Shopping, Secondhand-Mode, Neuheiten in der Mode, Modeveranstaltungen
Die Probleme der Modeindustrie
Die zunehmende Verschmutzung der Umwelt durch Abfallprodukte stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Insbesondere im Bereich der Produktion und des Konsums von Waren ist ein Umdenken hin zu umweltfreundlichen und nachhaltigen Herstellungsprozessen notwendig. Upcycling ist hierbei ein vielversprechender Ansatz, der die Wiederverwertung von Abfallprodukten in neue, hochwertige Produkte ermöglicht.
Die Modeindustrie steht vor zahlreichen Herausforderungen, darunter steigende Preise, Lieferschwierigkeiten, Krieg, Inflation sowie der Klimawandel. Der Ruf nach nachhaltigeren Lieferketten und faireren Arbeitsbedingungen in allen Bereichen der Lieferkette wird lauter, was von vielen Modeunternehmen aufgegriffen wird.[1]Allerdings erschwert die Vielzahl an nachhaltigen Lösungen die Übersichtlichkeit für die Konsument:innen. Das gesteigerte Interesse an der Bekleidungsindustrie wurde durch das Rana Plaza Unglück 2013 ausgelöst und hat zu Boykotten und politischen Maßnahmen geführt. Die Sozialen Medien und das damit verbundene höhere Maß an Transparenz haben ebenfalls zur Entwicklung einer nachhaltigeren Textilwirtschaft beigetragen.[2] Das ab 2023 geltende Lieferkettengesetz stellt klare Anforderungen an die unternehmerische Sorgfaltspflicht und macht Unternehmen für die gesamte Lieferkette verantwortlich. Eine unabhängige Behörde soll die Einhaltung des Gesetzes überwachen und den Schutz der Menschenrechte innerhalb der Lieferkette gewährleisten.[3]
Unternehmen in der Wertschöpfungskette stehen vor der Herausforderung, die Menschenrechte besser zu schützen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Eine Integration ökologischer Aspekte, wie die Verkürzung von Transportwegen und die Reduktion von COâ‚‚-Emissionen durch die Suche nach neuen und alternativen Produktionsverfahren, ist von großem Interesse. Es ist wichtig, ein nachhaltiges Management in die Unternehmensprozesse zu integrieren, da die Bekleidungsindustrie durch einen signifikanten Ressourcenverbrauch gekennzeichnet ist. Der Verbrauch von Baumwolle hat sich in den letzten dreißig Jahren fast verdoppelt, während die Nachfrage nach Polyester die Baumwolle als meistgenutzte Textilfaser ablöst. Der Einsatz synthetischer Fasern hat jedoch einen nachweislichen negativen Einfluss auf Mensch und Umwelt, während Baumwolle bei der Kultivierung einen hohen Wasserbedarf hat. Die Herstellung von Polyester hingegen benötigt viel Energie. Der Ressourcenverbrauch für jede Faser ist somit unterschiedlich. Ein Problem sind die Kunststoffabfälle, die durch den hohen Konsum an Synthetik Produkten entstehen und die Umwelt langfristig belasten können. Es ist daher wichtig, den gesamten Lebenszyklus des Produktes unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte zu betrachten, da die Emissionen und der Fußabdruck für Herstellung und Transport wesentlich größer sind als die Emissionen im Zusammenhang mit der Produktnutzung und dem Recycling.[4]
Um den Ressourcenverbrauch herabzusetzen, wäre eine mögliche Herangehensweise die Verwendung recycelter Materialien. Für die Recyclingprozesse wird allerdings auch sehr viel Energie und Wasser benötigt.[5]
[1] Bauer und Schunk 2016, S. 369.
[2] Heinrich 2018, S. V.
[3] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2022.
[4] Tamoor et al. 2022.S. 26
[5] Dr. Jörg Meyer 2009.S.19
Was ist nachhaltige Mode und wie hilft sie der Umwelt?
Schlüsselwörter: nachhaltige Modedefinition, ethischer Einkaufsführer, umweltfreundliche Bekleidungsmarken)
Eine Alternative zu ökologischeren Herstellungsprozessen und Recycling, welches beides weiterhin einen hohen Verbrauch von Energie, COâ‚‚, Wasser und Chemikalien mit sich bringt, ist das Upcycling. Hierbei werden aus bereits verwendeten Bekleidungsstücken oder anderen für ihren eigentlichen Nutzen nicht mehr brauchbare Textilien neue wieder verwertbare Objekte hergestellt.
Bei der Kreierung eines nachhaltigen Produktes muss es nicht zwingend erforderlich seine erneuerbaren Ressourcen zu verwenden, diese können ebenso negative soziale, wie auch umweltbelastende Aspekte mit sich führen. Nachhaltigkeit hängt davon ab, wie ein Material hergestellt, verwendet und recycelt wird, und nicht nur von seinen Bestandteilen.[1] Eine nachhaltige Produktion, die sich durch einen ressourcenschonenden Unternehmensaufbau und kurze Transportwege auszeichnet, kann unabhängig von der Nutzungsdauer eines Produkts zu einer umweltfreundlicheren Produktion beitragen. Die Verwendung von vorhandenem, jedoch nicht mehr für den ursprünglichen Zweck nutzbarem Material, wie beispielsweise LKW-Planen oder Segeln, ermöglicht es, Ressourcen zu schonen und Abfälle zu vermeiden. Upcycling-Produkte aus diesen Materialien haben sich bereits bewährt und können zur Reduzierung der negativen Auswirkungen der Modeindustrie auf die Umwelt beitragen. Das Material Ripstop-Nylon, aus dem Kite-Schirme hergestellt werden, eignet sich aufgrund seiner Strapazierbarkeit und Leichtigkeit ebenfalls für Upcycling-Produkte. Nachhaltige Lösungen in Produkten gewinnen zunehmend an Bedeutung, da Kund:innen bereit sind, für nachhaltige und faire Produkte mehr zu zahlen.[2] Unternehmen können bis zu zehn Prozent zusätzlichen Umsatz erwirtschaften, wenn sie als nachhaltig wahrgenommen werden.[3]
[1] Tamoor et al. 2022.S.21
[2] Andrea Fütterter 2023.
[3] Anna Steiner 2014.
Der Aufstieg von Upcycling und Vintage-Kleidung für nachhaltigere Einkaufserlebnisse
Stichworte: Upcycling-Kleidungstrend, Vintage-Shopping-Tipps, Secondhand-Bekleidungsläden)
Eine Möglichkeit für weniger Textilmüll und parallel weniger verursachte Chemikalien und Schadstoffe ist die Herstellung neuer Bekleidung aus Alttextilien. Das sogenannte Upcycling.
Der Begriff Upcycling setzt sich aus den englischen Wörtern "up" (hinauf) und "recycling" (Wiederverwertung) zusammen. Und wird in der allgemeinen Literatur wie folgt definiert:
"Upcycling ist ein Prozess, bei dem gebrauchte Materialien in ihrem zweiten Leben in etwas von höherem Wert und/oder höherer Qualität umgewandelt werden. Es wird zunehmend als vielversprechendes Mittel zur Reduzierung von Material- und Energieverbrauch sowie zur Förderung nachhaltiger Produktion und Konsumtion anerkannt."[1]
Das Upcycling bezieht sich also auf die Verwendung von Stoffen, die sonst als Abfall betrachtet werden würden, um neuwertige Stoffe herzustellen. Im Gegensatz zum Recycling, bei dem die Produkte in minderwertigere Produkte verarbeitet werden, bezieht sich das Upcycling auf die Verwertung von vorhandenem Material, um den Bedarf an neu produzierten Rohstoffen zu reduzieren und somit Ressourcen zu schonen.
Eine Publikation Sungs (2015) beschäftigt sich mit der Analyse und Zusammenfassung von Publikationen zum Thema Upcycling aus dem Zeitraum von 1994 bis 2015. Dabei unterteilt Sung Upcycling in zwei Kategorien: Die erste Kategorie umfasst die stoffliche Rückgewinnung, bei der Materialien im Rahmen eines verbesserten Recyclings oder einer Wiederaufbereitung erhalten und ihr Wert und ihre Qualität bewahrt werden. Die zweite Kategorie bezieht sich auf die Schaffung neuer Produkte mit höherem Wert und höherer Qualität durch Umwandlung, Wiederverwendung oder Umgestaltung von Abfällen oder verwendeten Materialien oder Produkten, die von Unternehmen oder Einzelpersonen durchgeführt werden. [2]
Im Folgenden wird sich auf die zweite Kategorie des Upcyclings bezogen, die sich auf die Schaffung von nachhaltigen Produkten konzentriert. Mit dem Ziel, eine möglichst ressourcen- und energieeffiziente Produktionsmethode zu entwickeln, bei der die Konsument:innen einen transparenten Überblick über die Lieferkette und die Nachhaltigkeit erhalten.
Das Upcycling stellt einen Gegenentwurf zur weit verbreiteten Wegwerfmentalität dar. In Europa werden jährlich 50 Millionen Tonnen Textilien weggeworfen, von denen nur ein Bruchteil recycelt wird. Ein Beispiel für ein erfolgreiches Upcycling-Unternehmen ist die Schweizer Taschenmarke "Freitag", bei der Lastwagenplanen zu einzigartigen Taschen verarbeitet werden. Besonders gefragt sind robuste und langlebige Materialien wie Segel oder Werbebanner, da hier eine große Menge an Meterware nach Gebrauch vorhanden ist.[3]
In der heutigen Gesellschaft, in der ein wachsendes Bewusstsein für die Auswirkungen unserer täglichen Handlungen auf die Umwelt besteht, erlangt das Thema des Upcyclings an Bedeutung. Es handelt sich hierbei um eine umweltbewusste Konsumpraxis, die jeder Einzelne für sein eigenes Konsumverhalten übernehmen kann. Dennoch gibt es auch Grenzen für die Anwendbarkeit dieses Herstellungsverfahrens, um eine breite Masse anzusprechen und entsprechend rentabel produzieren zu können. Die Produktion von Upcycling-Produkten ist aufwendiger und eignet sich in erster Linie nur für die Herstellung von Einzelstücken, was zu einem höheren Kostenaufwand führt. Upcycling bleibt somit eine Nische und es besteht die Gefahr, dass es sich nicht in der breiten Masse durchsetzen kann.
Upcycling kann zudem als Gegenpol zur weltweiten Wegwerfmentalität interpretiert werden, die allein in Europa jedes Jahr 50 Millionen Tonnen Textilien unnötig entsorgt. 75 Prozent davon finden sich auf Mülldeponien wieder und nur 25 Prozent werden recycelt.[4]
Die Vorteile des Upcyclings können auf Grundlage der drei Säulen der Nachhaltigkeit - wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit[5] – erörtert werden. Die meisten Veröffentlichungen im Bereich Upcycling beziehen sich auf ökologischen und/oder wirtschaftlichen Vorteile, während die sozialen Vorteile weniger thematisiert werden. Die ökologischen Vorteile des Upcyclings bestehen in der Reduktion von Abfall und Deponieraum, dem geringeren Verbrauch von Rohstoffen und Energie sowie der Verringerung der Treibhausgasemissionen. Die wirtschaftlichen Vorteile umfassen Kosteneinsparungen und neue Gewinnmöglichkeiten für die Herstellung, Unternehmen und Verbraucher:innen. Im Globalen Süden trägt das Upcycling zur Armutsbekämpfung bei, während in Industrieländern psychologisches Wohlbefinden und soziokulturelle Vorteile durch individuelles Upcycling entstehen. Diese Vorteile sind jedoch überwiegend allgemein und beschreibend und nicht spezifisch und quantifiziert. Weitere empirische Forschung ist notwendig, um die genauen Umweltauswirkungen des Upcyclings zu bestimmen. [6] Aufgrund mangelnder Literatur in Bezug auf die negativen Umweltauswirkungen der erst neu hergestellten Materialien sowie deren Verwendung im Upcyclingprozess bis hin zur endgültigen Entsorgung im Vergleich zur herkömmlichen Abfallbehandlung kann derzeit keine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der gesamte Energieverbrauch und die umweltliche Belastung deutlich positiver ausfallen als bei einer reinen Neuproduktion des durch Upcycling geschaffenen Produkts. Angesichts des Ziels, ein Produkt mit Mehrwert zu schaffen, dass ein aus neuen Materialien produziertes und möglicherweise minderwertiges Produkt ersetzt und eine längere Lebensdauer aufweist, ist der nachhaltige Mehrwert des Produktes aus wiederverwerteten Materialien eindeutig. Es bedarf jedoch weiterer Forschung, um die Auswirkungen des Upcyclingprozesses auf die Umwelt im Vergleich zu anderen Abfallbehandlungsmethoden zu quantifizieren und zu bewerten.
[1] Sung 2015, S. 1; Tamoor et al. 2022.
[2] Sung 2015, S. 5–6.
[3] Sara Westerhaus 2014.
[4] Westerhaus 2014.
[5] Nicolas Kerz 2020.
[6] Sung 2015, S. 6.
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